Mit der deutschsprachigen Webseite des Israel-Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung möchten wir mannigfaltige Stimmen des progressiven Israels hörbar machen. Damit soll eine interessierte Öffentlichkeit die Gelegenheit bekommen, Innenansichten hiesiger Verhältnisse und Kämpfe zu erhalten und lokale Akteure kennenzulernen.
Weiterlesen X SchließenMehr denn je braucht es Bemühungen um eine gemeinsame jüdisch-arabische Gesellschaft in Israel – ein Blick auf drei zentrale Hindernisse, die es dabei zu überwinden gilt
Viele Nachfahren jüdischer Einwander:innen aus nordafrikanischen und arabischen Staaten, aber auch linksradikale Aktivist:innen betrachten die Kibbuzim als Schutzburgen einer privilegierten Elite. Besonders deutlich wird das in Protesten gegen den eingeschränkten Zugang zum Fluss Asi im Kibbuz Nir David im Norden Israels.
Lyd war eines der Zentren der arabisch-jüdischen Zusammenstöße im Mai 2021. Seit bald zwei Jahrzehnten betreiben Stadt und Staat in der einst mehrheitlich palästinensischen Gemeinde eine Politik der gezielten Ansiedlung religiöser jüdischer Gruppen. Das hat den Boden bereitet für die gewaltsamen Ausschreitungen in der binationalen Kommune.
In Israel wächst die Zahl von Impfgegner:innen. Auffallend viele tummelten sich bis zum Sommer auf den Demonstrationen gegen Benjamin Netanjahu vor der Residenz des inzwischen abgewählten Premierministers in der Balfour-Straße von Jerusalem.
Die Corona-Krise hat die soziale Ungleichheit in Israel weiter verschärft. Eine Politik sozialer Kürzungen und mangelnde Unterstützung für Selbstständige sorgen dafür, dass Israels unterprivilegierte Schichten vor einem verlorenen Jahrzehnt stehen.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die einst sozialistisch geprägte Wirtschaftsordnung in Israel in eine rein kapitalistische, in großen Teilen gar neoliberale, verwandelt. Die Geschichte des Konzerns Haifa Chemicals zeigt die Rolle der Gewerkschaften in diesem Prozess auf.
Ohne Regulierung und Transparenz werden aus Israel Waffen und Militärtechnologien in die ganze Welt exportiert, mit gravierenden Folgen für Menschenrechte im Ausland - wie im Inland. Immer mehr Israelis nehmen dies nicht mehr hin und fordern eine restriktive Exportpolitik.
Von albanischen Bergleuten bis zu russischen Kranführern und US-amerikanischen Hotelangestellten: Vertreter von Arbeitnehmern aus der ganzen Welt fanden sich in Israel zusammen, um darüber zu diskutieren, was Gewerkschaften gegen den Aufstieg der populistischen Rechten tun können.
Anfangs trafen sie sich heimlich nachts in Luftschutzbunkern, inzwischen fordern sie das patriarchale Milieu der streng religiösen jüdischen Gemeinschaft offen heraus: Ultraorthodoxe Aktivistinnen der Frauenbewegung Niwcharot (Gewählte Repräsentantinnen) fordern nicht nur gehört zu werden, sondern um öffentliche und Parteiämter kandidieren zu können – was Shas-Partei und Vereinigtes Tora-Judentum bislang ablehnen.
Die konfliktreiche Beziehung zwischen jüdischer Orthodoxie und zionistischem Säkularismus in Israel ist so alt wie die Geschichte des Staates – und erstreckt sich über alle Lebensbereiche, vom Schulbesuch über Eheschließung bis zum Armeedienst. Welch radikalem Wandel das Verhältnis zwischen Staat und Judentum weiter unterworfen ist, analysiert Tomer Persico.
Die Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus erklärt nicht nur, was antisemitisch ist, sondern auch, was es nicht ist. Das macht die Definition schärfer und genauer als andere, zum Beispiel die der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA).
Der Gedenktag für die Gefallenen der Kriege Israels und die Opfer des Terrorismus, Yom HaZikaron, findet eine Woche nach dem Holocaust-Gedenktag statt. Vor einigen Jahren haben Friedensaktivist:innen eine israelisch-palästinesische Gedenkzeremonie als Alternative zum nationalen Erinnern ins Leben gerufen.
Zwei israelische Fotografen haben Aufnahmen von Orten gemacht, von denen der israelische Staat nicht will, dass die Öffentlichkeit sie kennt: von im Krieg von 1948 zerstörte palästinensische Dörfer, als illegal erklärte Beduinendörfer. Die Ausstellung «Anti-Mapping» im Tel Aviv Museum of Art setzt der offiziellen Kartierung diese Bilder entgegen.
Lässt sich der Ansatz des ägyptischen Architekten Hassan Fathy, eine an arme Verhältnisse angepasste Architektur zu entwickeln, auf Israel übertragen? Die Übersetzung seines wichtigsten Buchs ins Hebräische liefert Denkanstöße für eine sozialere Wohnungspolitik.
Fotografien des Tempelbergs erzählen viel über die Interessen der Betrachter*innen: Wurde er Ende des 19. Jahrhunderts noch als mystischer, menschenleerer Ort gezeigt, wandelte sich die Sicht mit der Besetzung durch Israel 1967. In vielen Aufnahmen dieser Zeit erscheint er als militärisch-strategisches Objekt des zionistischen Kolonialismus.
Die jüdische Bevölkerung Israels braucht neue politische Imaginationsformen, um sich als gleichberechtigt mit den palästinensischen Bürger*innen zu denken. Dazu zählt die Frage, wie die Geschichte verlaufen wäre, wäre es 1948 nicht zu ihrer Vertreibung gekommen.
Als Kind zog Tigist Mahari mit ihrer Familie aus Äthiopien nach Israel und beteiligt sich heute unter anderem aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen an Demonstrationen gegen Polizeigewalt und Diskriminierung. Ihr wichtigstes Ziel ist es, die verschiedenen benachteiligten Gruppen in der israelischen Gesellschaft zu vernetzen.
Die gebürtige Jerusalemerin und Kriegsdienstverweigerin Sahar Vardi engagiert sich seit ihrer Jugend in Initiativen gegen die Besatzungspolitik der israelischen Regierung. Gemeinsam mit den Bewohner*innen Ost-Jerusalems kämpft sie für eine gerechte Stadt von unten.
Als palästinensische Sozialarbeiterin in Israel kämpft Samah Salaime an vielen Fronten, indem sie kontinuierlich patriarchale und rassistische Strukturen herausfordert und eine Kampagne gegen eine Mordwelle an arabischen Frauen im Zentrum des Landes anführte. Der Kampf für Gleichberechtigung kann in ihren Augen nur radikal geführt werden.