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The Amram Association

Die Amram Association leitet seit ihrer Gründung im Jahre 2013 die Kampagne zur öffentlichen und institutionellen Anerkennung der sogenannten “Yemenite Children Affair” – der Entführung von Kleinkindern aus staatlichen Institutionen in den Jahren nach der Staatsgründung Israels. Tausende Kinder neu eingewanderter Familien, hauptsächlich aus dem Jemen, aber auch aus dem Irak, Marokko und dem Balkan, verschwanden in den 1950er Jahren. Den Eltern wurde gesagt, dass ihre Kinder gestorben seien. Jahrzehnte später wurde bekannt, dass einige der Kinder zur Adoption freigegeben wurden. Was mit den anderen Kindern geschah, ist immer noch ungewiss. Amrams Ziel ist es, eine vollständige Aufklärung des Sachverhaltes, eine offizielle Anerkennung des Unrechts sowie eine Entschädigung für die Familien der entführten Kinder zu erlangen.Diese Affäre ist wissenschaftlich bislang kaum aufgearbeitet, weil wenig schriftliches Material zugänglich war. Zudem wurden die betroffenen Familien lange Zeit nicht nur beschuldigt, selbst für das Verschwinden ihrer Kinder verantwortlich zu sein, sondern auch als unglaubwürdige Zeug:innen abgetan.Amram nutzt den Ansatz der Oral History – die Organisation dokumentiert die zahlreichen mündlichen Aussagen der Betroffenen und behandelt sie als glaubwürdige Beweise des Geschehenen.Nach jahrzehntelanger Verleugnung und einer feindseligen öffentlichen Atmosphäre ist es Amram gelungen, eine Veränderung im öffentlichen Diskurs in Israel herbeizuführen. Außerdem wurden einige Archive zumindest teilweise zugänglich gemacht.  Amrams Recherchen und Veröffentlichungen haben zusammen mit ihrem Online-Archiv eine grundlegende Veränderung geschaffen: die Darstellungen staatlicher Behörden wurden infrage gestellt, das politische Interesse an einer Geheimhaltung der damaligen Ereignisse offen gelegt. Zu Amrams Hauptaktivitäten zählen die Sensibilisierung der Öffentlichkeit durch Aktivität in sozialen Medien, Teilnahme an Veranstaltungen und Diskussionsrunden, sowie das Übersetzen der Materialien aus dem Hebräischen ins Englische, um auch internationale Aufmerksamkeit zu erlangen. 

2019 wurde dazu eine Reportage in der New York Times veröffentlicht, im Dezember 2021 wurde ein Artikel in der israelischen Tageszeitung “Haaretz” publiziert, in dem ein Bericht des israelischen Gesundheitsministeriums eine Rolle beim Verschwinden jemenitischer Kinder in den 1950er Jahren zugibt.

Die Rosa Luxemburg Stiftung Israel unterstützt Amram seit 2019.