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ISRAEL – ein Blick von innen heraus 2

In ISRAEL – Ein Blick von innen heraus 2; Debattenbeiträge zu Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur finden Sie Artikel zu jenen Themen, die das progressive Israel im vergangenen Jahr besonders beschäftigten. Die Veröffentlichung können Sie hier als PDF herunterladen oder in gedruckter Form von der Berliner Zentrale der Rosa-Luxemburg-Stiftung über unser Bestellformular zugeschickt bekommen.

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Zur Einführung

Mit der zweiten Veröffentlichung dieser Art möchte das Israel-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung einer interessierten deutschsprachigen Öffentlichkeit die Gelegenheit geben, Innenansichten der Verhältnisse und Diskussionen in Israel zu erhalten und lokale Akteure kennenzulernen.

In dieser Publikation finden Sie eine Auswahl von Texten von unserer Webseite. Darin kommen vor allem die Stimmen von in Israel lebenden Menschen zu Wort. Sie ermöglichen den deutschsprachigen Leser*innen sozusagen von innen heraus einen Einblick in die Verfasstheit der israelischen Gesellschaft und die dort geführten Diskurse und Auseinandersetzungen: in ungerechte Verhältnisse und in erfolgreiche und weniger erfolgreiche Kämpfe um eine bessere Welt. Natürlich sind wir als Rosa-Luxemburg-Stiftung bewusst parteiisch, doch es ist uns ein Anliegen, unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen. Folglich finden sich hier linksliberale und linksradikale, zionistische, postzionistische und nicht zionistische Standpunkte sowie gewerkschaftsnahe und akademische Stimmen nebeneinander. Die zur Sprache kommenden Positionen entsprechen deshalb nicht unbedingt denen der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dafür können Sie auf diesen Seiten eine Reihe israelischer Autor*innen kennenlernen, die die Pluralität des progressiven Israels widerspiegeln. Es sind zentrale und etablierte Figuren der israelischen Linken, junge Publizist*innen, angesehene Intellektuelle und Aktivist*innen. In unserem Bemühen um ein möglichst umfassendes Bild bitten wir unsere Autor*innen und Partner*innen, über eine möglichst breite Palette von Themen zu reflektieren. Sie schreiben über Israels gesellschaftliche Verfasstheit, über Wirtschaftsfragen und Gewerkschaftsarbeit, über die ganz großen politischen Fragen und über die lokalen Kämpfe, über Alltagskultur und reflektierende Kunst, über Geschichte und die Art, wie diese diskutiert wird. Sie berichten über diese Themen kompetent und umfassend, ohne auf einen eigenen Standpunkt zu verzichten.

Während die Webseite des Israel-Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Fülle von Hintergrundartikeln zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft anbietet, haben wir uns hier bewusst für eine Auswahl von hochaktuellen Themen entschieden, die das progressive Israel besonders beschäftigen. Wir beginnen mit den Kämpfen von zwei marginalisierten Bevölkerungsgruppen, die gerade immer stärker ins Bewusstsein der israelischen Gesellschaft rücken. Zum einen geht es um die Situation von vorwiegend aus Eritrea und dem Sudan nach Israel Geflüchteten, und um eine Kampagne, die sich gegen die Pläne der Regierung stellt, diese des Landes zu verweisen; zum anderen um 35 Beduinen-Gemeinschaften im Negev (arabisch: Naqab) im Süden Israels, deren Zehntausende Angehörige – ähnlich wie einige Beduinen-Gemeinden in der besetzten Westbank – aus ihren zum Abriss freigegebenen Dörfern vertrieben werden sollen. Es sind Auseinandersetzungen, die noch nicht entschieden sind und wir werden über diesbezügliche Entwicklungen weiterhin auf unserer Webseite berichten.

Die Besatzung der Palästinensergebiete durch Israel ist hingegen ein Thema, womit sich die israelische Linke schon seit über 50 Jahren beschäftigt. Auch heute hat sie maßgeblichen Einfluss auf das Leben aller Palästinenser*innen und Israelis. Wer die israelische Politik und Gesellschaft verstehen will, kann einer Auseinandersetzung mit der Besatzung nicht aus dem Weg gehen. Aus diesem Grund haben wir auf unserer Webseite ein Dossier mit einer wachsenden Anzahl von Artikeln, Grafiken, Bildern und Landkarten zusammengestellt, das sich der Besatzung aus unterschiedlichen Perspektiven nähert. Für diese Publikation haben wir einen faktenreichen Beitrag über die nach wie vor entscheidende Kontrolle des israelischen Staats über den Gazastreifen und dessen Einfluss auf alle Lebensbereiche der Bewohner*innen Gazas ausgewählt – ein Thema, das das israelische Friedenslager aufgrund der gewalttätigen und angespannten Situation im und um den Gazastreifen gegenwärtig besonders umtreibt. Weiter finden Sie zwei Beiträge zu Ost-Jerusalem, einem zentralen Streitpunkt im israelisch-palästinensischen Konflikt, der durch die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem mitnichten einfacher geworden ist. Der erste Text beleuchtet die Diskrepanz zwischen dem israelischen Regierungsanspruch, Jerusalem zur «auf ewig vereinten» Hauptstadt zu machen, und einer Politik vor Ort, die, anstatt gleiche Lebensverhältnisse zu schaffen, darauf abzielt, die Dominanz der jüdischen Bevölkerung Jerusalems gegenüber der palästinensischen aufrechtzuerhalten beziehungsweise auszuweiten. Der zweite Beitrag geht der Frage nach, wie die israelischen Siedlungen in Ost-Jerusalem beschaffen sind, mit welchen Methoden die palästinensische Bevölkerung verdrängt wird und welche Rolle eine ideologisch aufgeladene Archäologie in diesem Zusammenhang spielt. Schließlich bieten wir eine Analyse des enorm bedeutenden, aber bislang kaum bekannten Pariser Protokolls, durch das die palästinensische Wirtschaft in eine institutionalisierte und permanente Abhängigkeit von israelischen Interessen geraten ist.

Die Besatzung der Palästinensergebiete wirkt sich auch auf Israels innere Verfasstheit aus. Im dritten Kapitel veröffentlichen wir deshalb zwei Beiträge aus dem Schwerpunkt «Israelische Demokratie 2018» des Israel-Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Der eine zeichnet nach, wie mit der Unterdrückung der Palästinenser*innen ein Demokratieabbau in Israel einhergeht, während der andere sich mit dem neuen Nationalstaatsgesetz befasst, das die Benachteiligung von Nichtjuden kodifiziert, aber auf großen Widerstand in Israel gestoßen ist.

Während Israel in den internationalen Medien vor allem im Zusammenhang mit der Besatzung der Palästinensergebiete und dem israelisch-palästinensischen Konflikt auftaucht, befasst sich das letzte Kapitel dieses Readers mit innergesellschaftlichen Bruchstellen: mit der Frage, wie die Einwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion die politische Landkarte Israels nachhaltig verändert und welchen Anteil die israelische Linke daran hat; mit den fortwährenden Folgen des Krieges von 1948 für die palästinensischen Binnenvertriebenen in Israel; mit den Kämpfen der äthiopischen Einwanderer*innen um Anerkennung als gleichberechtige Bürger*innen sowie mit den nach wie vor virulenten Auseinandersetzungen um die Benachteiligung von aus muslimisch geprägten Gesellschaften nach Israel eingewanderten Jüdinnen und Juden, die jahrzehntelang von den aus Europa stammenden Eliten des Lands als Bürger*innen zweiter Klasse behandelt wurden. Diese Geschichten, Erfahrungen und Kämpfe um Gleichberechtigung und Anerkennung von vormals und zum Teil weiterhin Marginalisierten sind ein Schlüssel zum Verständnis des Landes und seiner öffentlichen Diskurse.

Wer auf den Geschmack gekommen ist, ist herzlich eingeladen, unsere Webseite www.rosalux.org.il zu besuchen. Dort behandeln wir viele Themen, die hier zu kurz kommen, seien es feministische Kämpfe oder Israels Platz im und als Teil des Nahen Ostens. Dazu bieten wir weitere Formate wie Gesellschaftsreportagen oder feuilletonistische Beiträge. Die Webseite wird fortwährend aktualisiert und ist speziell für Leser*innen konzipiert, die keine Israel-Expert*innen sind. Dort finden Sie ebenfalls ein ausführliches Glossar, Quellenangaben (auf die in diesem Reader der Lesbarkeit halber großenteils verzichtet wurde) und weiterführende Lektüreempfehlungen, die diese Publikation ergänzen. Wir freuen uns übrigens auf Ihr Feedback, etwa über Facebook oder per E-Mail.

Schließlich möchten wir uns bei folgenden Personen bedanken: Bei Ursula Wokoeck Wollin, die nicht nur aus dem Hebräischen übersetzte, sondern die Texte mit Anmerkungen und Erklärungen für die deutschsprachigen Leser*innen ergänzt hat; bei Daniel Ziethen, der eine visuelle Sprache für unsere Webseite entwickelt hat, unsere Arbeit stets engagiert begleitet und zusammen mit Max Sauerbier für die sehr besondere Gestaltung dieser Veröffentlichungsreihe verantwortlich zeichnet; bei unserem Berliner Berater Yossi Bartal; beim großartigen Fotografenkollektiv Activestills und für ihre tatkräftige Unterstützung bei unseren Kolleg*innen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Tamar Almog, Ines Burmeister und Yifat Mehl sowie bei Francesca Barp und Stephan Wolf-Schönburg.

Mit solidarischem Gruß,

Tsafrir Cohen, Tali Konas und Einat Podjarny vom Israel-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung

November 2018, Tel Aviv

Hier geht's zu unserem ersten Reader (2017):

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Hier geht's zu unserem dritten Reader (2020):