Alternative text missing

Themenschwerpunkt: Besatzung

Die Eroberung endete 1948- Zeev Sternhell

Zeev Sternhell sieht den Zionismus als Projekt der Eroberung von Land zwecks Besiedlung und Errichtung eines eigenen Staats – ein Projekt, das angesichts der katastrophalen Entwicklungen in Europa seit dem Ende des 19. Jahrhunderts für Juden bzw. Jüdinnen existenziell notwendig und folglich gerechtfertigt war. Dieses Ziel wurde mit der Staatsgründung (1948) und dem Ende des Krieges (1949) jedoch erreicht, und Israel hätte sich dann ganz neu definieren und der Staat aller seiner BürgerInnen - einschließlich der im Land verbliebenen PalästinenserInnen - werden müssen, statt sich als der Staat einer einzigen Ethnie beziehungsweise Religion zu definieren. Dies ist aber nicht geschehen – was Sternhell als Israels größte Schwäche bezeichnet. Dieses stammesmäßige, und zunehmend auch religiös aufgeladene Verständnis ließ den Krieg von 1967 als natürliche Fortsetzung des Krieges von 1948 und als Vollendung der Befreiung der alten Heimat verstehen, die es zu besiedeln gilt.

1967: Die lange, lange Besatzung - Gadi Algazi

Gadi Algazis Beitrag analysiert den Zionismus als eine Form des Siedler-Kolonialismus, ohne zugleich die Notwendigkeit zu negieren, die Rechte von jüdischen MigrantInnen, die auf Grund der Katastrophen in Europa fliehen mussten, zu sichern. Algazi erklärt detaillierter die auf dem nach der Staatsgründung 1948 fortgesetzten kolonialen Ansatz beruhende Ausgrenzung der palästinensischen StaatsbürgerInnen Israels, um die Parallelen zu der in den besetzen Gebieten nach 1967 verfolgten Politik aufzuzeigen, ohne zugleich die Unterschiede aus den Augen zu verlieren. Aus Algazis Sicht wäre es verkürzt, die Rolle der Religion über zu bewerten, denn die Enteignungs- und Siedlungspolitik führte ursprünglich die Arbeitspartei. Da diese aber auch ihre eigene Führungsposition in der israelischen Gesellschaft untergrub, führten der Krieg von 1967 und seine Folgen zum Aufstieg neuer Eliten und zu einer verheerenden Kombination von Neoliberalismus und Siedlungspolitik.

Beide Beiträge fordern die Beendigung der Besatzung, wobei Algazi die absolut dringliche Notwendigkeit betont, zuallererst die Besiedlung zu stoppen.